Heimische Orchideen

Die Orchideen unserer Fluren waren schon seit alters her selten und kostbar, weil sie an einen ganz bestimmten Lebensraum angepaßt sind. Im Laufe der jüngeren Vergangenheit jedoch verschwanden viele dieser speziellen Biotope durch intensive Landwirtschaft oder aber das ganze Gegenteil dieser, nämlich durch Auflassung von Weideflächen und die damit einhergehende Verbuschung. Der nachfolgende Text stellt die wichtigsten heimischen Orchideen und deren spezifische Lebensräume vor und nennt Möglichkeiten zum aktiven Schutz durch jeden Einzelnen von uns.

Die wichtigsten heimischen Orchideen und ihre Lebensräume

Cephalanthera - Waldvöglein. Alle Waldvögleinarten bewohnen schattige, einige aber auch lichte Laub- und Mischwälder auf kalkhaltigen Böden. Den deutschen Namen haben die Orchideen von ihrer Blütenform, die einem Vögelchen ähnelt. In Mitteldeutschland sind 3 Arten vertreten, von denen 2 an den geschützten Standorten noch relativ häufig, also nicht im Bestand bedroht sind.

Das rechts abgebildete Bleiche Waldvöglein bewohnt schattige Wälder, manchmal auch Waldwiesen und blüht im Mai/Juni. Die Blüten bleiben oftmals geschlossen, die Pflanze ist Selbstbefruchter.

Das Langblättrige Waldvöglein lebt in halbschattigen Wäldern oder an Waldrändern. Da die Forste heute nicht mehr so gepflegt werden, ist es durch Ausdunkelung gefährdet. Die Blüte ähnelt der vorhergehenden Arte, jedoch sind die Blätter größer.

Das Rote Waldvöglein ist in lichten oder halbschattigen Wäldern, sowie an Waldrändern zuhause. Bei zu dunklem Standort bleibt die Blüte , die sonst von Mai bis Juli erscheint, aus.

Cypripedium - Frauenschuh. In unseren Breiten ist nur diese eine Art ansässig, die in lichten Nadel-, Buchen- oder Laubmischwäldern vorkommt. Sie möchte grasreiche Partien auf Kalkboden. Diese sehr aparte Staude ist insbesondere durch Ausgrabungen, Abpflücken und Lichtmangel in schlecht gepflegten Wäldern gefährdet. Die Blütezeit liegt im Mai.

Die schuhförmig geformte Lippe dient als Kesselfalle. Das Insekt, das einmal dort hineingeraten ist, entkommt nur dann , wenn es an der hinteren Wand der Falle an sogenannten "Futterhaaren" emporklimmt und dabei Pollen abstreift.

Es hat keinen Sinn die Pflanzen am Standort auszugraben, weil sie nur wenige Tage weiterleben. Wer jedoch trotzdem nicht auf Orchideen im Garten verzichten möchte, sollte den Abschnitt Aktiver Schutz unserer heimischen Orchideenwelt weiter unten auf gar keinen Fall verpassen.

Dactylorhiza - Kuckucksblume. Dies ist eine Pflanze der feuchten Wiesen und Quellmoore. Einst war die Orchidee auf lehmig-tonigen Böden mit Staunässe in einem leicht sauren bis geringfügig kalkhaltigen Millieu sowohl im Flachland, als auch im Gebirge massenhaft verbreitet. Noch vor 30 Jahren war sie keineswegs gefährdet, sondern wurde in der Literatur als "häufigste Sumpforchidee Mitteleuropas" beschrieben.

Inzwischen hat sich das Bild gewandelt und die Blüten sind im Mai/Juni viel seltener zu sehen, als früher. Als Problem Nr. 1 ist die zunehmende Intensivierung der Landwirtschaft auszumachen. Insbesondere die Trockenlegung von Wiesen und Weiden, aber auch die Ansaat von Futtergräsern, gegen deren Konkurrenzdruck die Orchideen keine Chance haben. Weiterhin sorgt die Nährstoffanreicherung durch übermäßigen Gülle- und Klärschlammeintrag im Allgemeinen für den Artenrückgang. Andererseits geben Landwirte aufgrund des Kostendruckes Flächen auf, so daß viele Kräuter durch Verbuschung von Flächen in der Existenz bedroht werden.

Epipactis - Stendelwurz. Es gibt zahlreiche Stendelwurzarten, die in unseren Breiten zu Hause sind. Sie besiedeln auch sehr unterschiedliche Lebensräume und sind daher auf Wiesen ebenso zu finden, wie in dunklen Wäldern. Auch die Blütezeit ist unterschiedlich, sowie der Grad der Gefährdung.


Himantoglossum - Bocks-Riemenzunge. Es ist eine sehr auffällige Pflanze des Graslandes, auf Röt und Kalk. Manchmal trifft man sie überraschend in Gebüschen an. Die kräftigen und oft bis zu einem Meter hohen Blütenstände ragen im Mai weithin sichtbar aus dem im Frühjahr niedrigen Gras der Magerrasen. Die Stiele bleiben auch nach der Samenreife noch sehr lange stehen, manchmal sogar bis in das nächste Jahr.

Es ist eine in mancherlei Hinsicht bemerkenswerte Pflanze. So bildet sie bereits im September ihre Blätter aus und behält sie den Winter über. Daher benötigt sie Winterschutz durch hohes Gras, auch wenn das im Winter dürre wird. Wenn eine Wiese zu spät gemäht wird, können die Pflanzen also auswintern. Ebenso macht anhaltender Bodenfrost oder späte Kahlfröste den Orchideen zu schaffen.

Bocks-Riemenzungen haben ein sehr großes Verbreitungsgebiet, etwa von Südengland, Frankreich, Deutschland bis nach Spanien und Nordafrika, als auch bis nach Italien.

Ophrys - Ragwurz. Die Gattung der Ragwurz ist sehr zahlreich, die meisten Arten gibt es im Mittelmeerraum. Das Verbreitungsgebiet ist jedoch viel größer. So gibt es Ragwurz auch in England, Skandinavien und im Kaukasus. Die verschiedenen Species sind untereinander sehr fruchtbar, so daß es eine ganze Menge natürlicher Hybriden gibt. In Mitteldeutschland sind nur 4 Arten heimisch: Bienen-, Fliegen- und zwei verschiedene Spinnenragwurz.

Es sind Meister der Täuschung, die durch die Gestalt der Blüte den bevorzugten Bestäuber durch die ähnlichkeit mit ihm anlockt. Die Blüten führen nämlich keinen Nektar, sondern geben Duftstoffe ab, die den Pheromonen der jeweiligen Weibchen gleichen. Das Männchen läßt sich also anlocken, versucht auf der Blüte zu kopulieren und befruchtet diese dabei.

Ragwurz kommen zumeist auf Wiesen oder Magerrasen vor. Sie blühen von Ende April bis Anfang Juni.

Orchis - Knabenkraut. Diese Gattung gab der großen Familie der Orchideen ihren Namen. Abgeleitet ist er von der Form der unterirdischen Speicherorgane. Es gibt viele Arten dieser stattlichen Kräuter, die sich allesamt durch die helmartigen Perigonblätter ähneln. Sie besiedeln bevorzugt Magerrasen oder Waldränder bzw. lichte Forste. Es sind kräftige und auffällige Pflanzen, die im Mai ihre 50cm hohen Blütenstiele gen Himmel recken.

Eben dies ist das Problem der jüngeren Zeit, daß viele Vorkommen zurückgehen, weil die Wälder nicht mehr in dem Maße ausgelichtet werden, wie vor Jahren noch. Aber auch durch den übermäßigen Wildbesatz, vor allen Dingen bei Wildschweinen, ist eine Vernichtung der Standorte zu beobachten.

Knabenkräuter sind untereinander sehr fruchtbar, zumal die meisten in etwa um dieselbe Zeit, nämlich im Mai blühen. Daher gibt es auch viele Naturhybriden.

Aktiver Schutz unserer heimischen Orchideenwelt

Jeder von uns kann ohne große Mühe mithelfen, die heimischen Orchideen auch für die Nachwelt zu erhalten. Die Möglichkeiten dazu sind vielfältig und jeder kann sich seinen eigenen Weg heraussuchen. Nachfolgend ein paar Anregungen:

Niemals geschützte Orchideen in der Natur ausgraben. Das ist nicht nur verboten, sonderen führt auch nicht zum Erfolg. Die spezialisierten Pflanzen sind auf ihren natürlichen Lebensraum angewiesen und sterben nach wenigen Stunden ab.

Wer sich etwas aktiver am Erhalt dieser schönen Pflanzen beteiligen möchte, sollte sich bei einem der zahlreichen Vereine engagieren. Gerade in der Blütezeit suchen diese händeringend nach Helfern, die vor allem die Besucher informieren sollen.

Weichen Sie in Schutzgebieten niemals vom Weg ab. So können Sie sicher sein, keine Orchideen zertreten zu haben. Wer Orchideen im eigenen Garten haben möchte, bekommt die Pflanzen aus Kulturbeständen mit Garantie schon ab wenigen Euro im Internet.

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