Große Pflanzen aus kleinen Körnern

Wenn der Garten noch unter einer Decke aus Schnee und Eis seinen Winterschlaf hält, beginnt für uns Gärtner schon die Sommersaison. Ende Januar/Anfang Februar werden die ersten Sommerblumen ausgesät, wenn sie Mitte Mai blühen sollen. Dies gilt für Arten mit langer Entwicklungszeit, wie Ageratum, Gazanien, Salvien usw. "Schnellentwickler", wie Zinnien und kleinblütige Studentenblumen habem moch Zeit bis Anfang/Mitte März.
Natürlich können die Langwierigen, wie schon im Kapitel 3 beschrieben, auch später, etwa März oder April ausgesät werden. Jedoch verzögert sich die Blüte dann bis zum Frühsommer oder die Pflanzen werden nicht so kräftig.

Aussaat

Saatschale richtig befüllen und Ränder andrücken

Vorbereitungen

Eine flache Schale, die zuvor mit einer Bürste unter fließendem Wasser gereinigt wurde, wird zur Hälfte, maximal Dreiviertel mit Aussaat- oder Pikiererde gefüllt und die Ränder gut angedrückt. Danach wird das Saatbett eingeebnet und alle Brocken herausgelesen.

Es empfiehlt sich, kleine Schalen zu verwenden und die Aussaat für eine Sommerblumenart auf mehrere Gefäße zu verteilen. Wird nämlich die eine Schale von Vermehrungskrankheiten heimgesucht, erhält man so wenigstens noch die Hälfte der Pflanzen, da die zweite Schale meist verschont bleibt.

Breitwürfig säen und gut andrücken

Aussaatvorgang

Die Schale ist nun also fertig für die Aussaat. Jetzt wird der Samen breitwürfig, nicht zu dicht und nicht zu dünn, eingestreut. Sehr feine Samen, wie beispielsweise der von Calceolaria (Pantoffelblume), können vor der Aussaat mit ein wenig Quarzsand vermischt werden, um das Saatbild besser sichtbar zu machen.

"Nester", also Stellen in der Saatkiste, wo zu viele Samen dicht auf einem Häufchen liegen, sind dabei unbedingt zu vermeiden. Wenn solche Nester auflaufen, behindern sich die Sämlinge. Außerdem drücken sie sich gegenseitig in die Höhe, ähnlich Fichten im Nutzwald. Solche Häufchen sind ein idealer Lebensraum für Vermehrungskrankheiten.

Nach dem Säen wird das Saatbett mit einem glatten Gegenstand, beispielsweise einer Glättekelle aus Blech, wie sie die Maurer benutzen, angedrückt.

Auf das Etikett gehört der Pflanzenname und das Datum

Etikettieren

Im nächsten Arbeitsgang wird ein Etikett geschrieben. Auf der einen Seite wird der Name der Pflanze vermerkt, auf die Rückseite kommt das Datum der Aussaat.

An dieser Stelle wollen wir endlich mit der verbreiteten Unart brechen, die leere Samentüte in die Saatkiste zu stecken. Eine verrottende Papiertüte stellt einen Hort der Glückseligkeit für jede Art von Schädlingen dar, die nur darauf warten, unsere Samen und Sämlinge zu vertilgen. So wird eine Aussaat richtig gekennzeichnet.

Nicht zu dick und nicht zu dünn übersieben

Übersieben

Nun wird die Aussaat fein übersiebt. Die Deckschicht sollte etwa so dick, wie die Samenkörner sein. Die aufgesiebte Erde wird nun nicht noch einmal angedrückt, sondern sie muß locker auf den Samen liegenbleiben.

Einige Sommerblumenarten haben sehr feine Samen oder sind Lichtkeimer, wie beispielsweise die Petunie oder das Männertreu. Sie dürfen keinesfalls mit Erde bedeckt werden, da sie dann nicht auflaufen.

Das Angießen muß sehr vorsichtig erfolgen

Angießen

Der Brausekopf zeigt immer nach vorn, nie nach oben !

Der abschließende Arbeitsgang ist das Angießen. Hierzu wird die Saatschale auf den ebenen Boden gestellt. Nun verwendet man die übliche 10l-Gartengießkanne mit Brausekopf. Der zeigt aber nicht nach oben, wie es vielerorts Usus ist, sondern nach vorn. Das hat nichts mit Ordnung zu tun oder "weil man es so macht", sondern hat eine tiefere Bedeutung. Steht der Brausekopf nach oben, fallen dicke, schwere Tropfen in die Saatkiste und zerstören letztlich die Aussaat. Also: Brausekopf nach vorn !

Es wird nicht sofort in die Saatkiste gegossen. Man macht zuvor eine Gießprobe auf den Boden, um dem Wasser die Oberflächenspannung zu nehmen. Die Kanne wird danach nicht abgesetzt, sondern übergangslos die Saat angegossen. Dabei darf die Schale nicht überlaufen.

Es ist empfehlenswert, das erste Gießwasser eindringen zu lassen und dann den Vorgang zu wiederholen. Auch hier wird vorher eine Gießprobe gemacht. Es empfiehlt sich, das Saatbett vor der Aussaat schon einmal anzugießen, wenn die Erde zu trocken ist.

Man kann dem Gießwasser bereits jetzt 0,2% (2g/l) Vitanal 1 beigeben, um den bald keimenden Pflänzchen einen guten Start zu ermöglichen. Das Mittel sorgt für rasches Wachstum durch verstärkte Wurzelbildung. Besondere Vorteile bringt das bei Feinaussaaten, da man hier schneller pikierfähige Pflanzen erhält und so das Risiko von Vermehrungskrankheiten reduziert.

Gleichmäßige Wärme ist wichtig für die Keimung

Weiterbehandlung

Die fertige Aussaat wird nun an einem hellen und warmen Platz (18-20°C) gebracht und täglich kontrolliert. Man kann die Schale mit einer Glasscheibe abdecken. Sie darf damit aber nicht völlig verschlossen werden. Sobald die Samen keimen, wird die Scheibe fortgenommen. Kommt im März/April die Sonne zum Vorschein, schattiert man Aussaaten und Stecklinge mit Seidenpapier.

Bei sogenannten Vermehrungskrankheiten, wie zB. der Umfallkrankheit handelt es sich um pilzliche Erreger. Man bemerkt sie erst, wenn sie schon Schaden angerichtet haben. Tritt ein solches Nest von Umfallern auf, müssen alle gesunden Sämlinge sofort pikiert werden. Die meisten Vermehrungspilze breiten sich mit rasanter Geschwindigkeit über die Saatschale aus, so daß es am folgenden Tage schon zu spät sein kann. Ist ein solcher Befall erst einmal aufgetreten, hilft auch das beste Pflanzenschutzmittel nicht mehr.

Im Kapitel "Gärtnerhandwerk" gibt es ein Video zur Aussaat.

Pikieren (Vereinzeln)

Diese Sämlinge müssen schnellstens pikiert werden

Vorbereitung

Sind die Sämlinge greifbar, ist es Zeit für das Pikieren. Das sollte stattfinden, bevor sich die Pflänzchen gegenseitig behindern. Pauschal kann man feststellen, daß der richtige Zeitpunkt spätestens dann gekommen ist, wenn das erste Laubblatt zwischen den beiden Keimblättern ausgebildet wurde.

Als Werkzeug wird ein bleistiftstarkes Stäbchen gebraucht, das am vorderen Ende zugespitzt wird.

Je nachdem, wieviel Platz dem Gärtner zur Verfüngung steht, wird sofort in der Endtopf oder aber erst einmal in eine Zwischengröße pikiert. Als Endtopf kommt ein 9cm Topf oder ein 8x8x8cm Containerzum Einsatz, als Zwischengröße mag ein 4-6cm Topf dienen. Ebenfalls möglich ist das Pikieren in flache Schalen als Zwischenlösung. Hier erhält man aber keinen festen Ballen, was sich nachteilig auf das weitere Wachstum auswirken kann. Multilochpaletten mit der Lochgröße 2-4cm sind da eher zu empfehlen.

Pikieren erfordert Geschick

Durchführung

Die Gefäße werden mit Erde befüllt und leicht angedrückt. Dabei sollte ein Gießrand von 0,5cm gelassen werden. Keinesfalls darf ein "Berg" auf dem Topf sein.

Die Pflanzen werden so eingesetzt, daß die Wurzel völlig in der Erde verschwindet. Ist sie zu lang, kann sie gekürzt werden. Nach dem Einsetzen drückt man das Pflänzchen gefühlvoll an.

Einige Sommerblumenarten werden auf sog. "Tuffs" pikiert. Das bedeutet nichts weiter, als daß statt einem Sämling 3-5 auf eine Stelle pikiert werden, um einen besseren Aufbau der fertigen Pflanze zu erzielen.

Im Kapitel "Gärtnerhandwerk" gibt es ein Video zum Pikieren.
Impressum|Datenschutzerklärung