Edle Spender

Jeder Gartenfreund möchte das Saat- und Pflanzgut am liebsten selbst erzeugen, sei es aus Sparsamkeit oder aus Ehrgeiz. Wie man es am besten macht und was es zu beachten gibt, erklärt der folgende Text.

Saatgut und Stecklinge selbst gemacht

Leider ist es in der heutigen Zeit ziemlich schwierig geworden, Pflanzen aus selbstgewonnenen Samen heranzuziehen. Die meisten Sommerblumensorten sind sog. "F1-Hybriden". Zwar setzen die Pflanzen Samen an, der auch keimfähig ist. Es kommen aber ausschließlich Exemplare heraus, die mit der eigentlichen Sorte nichts mehr gemein haben. Ein Beispiel: Wenn man versuchte, von der Leberbalsam-Sorte "Hawaii Blue F1" Jungpflanzen aus selbstgesammeltem Samen zu gewinnen, würden davon einige statt tiefblau rotviolett, weiß oder hellblau blühen; ein Teil wäre 10cm hoch, ein anderer aber 40cm und so weiter. Alles in allem ergäbe diese Ansammlung ein recht komisches Erscheinungsbild.

Begründet liegt das in der Technologie der F1-Hybridzüchtung, die nicht nur der Verbesserung der Eigenschaften, sondern auch dem Schutz vor unerlaubtem Nachbau dienen soll. Die meisten F1-Hybriden sind nämlich gesetzlich geschützt und nur wer die Elternpflanzen besitzt, kann Samen erzeugen, aus dem einheitliche Nachkommen genau dieser Sorte erwachsen.

Nun gibt es aber Möglichkeiten, trotzdem brauchbare Pflanzen selbst zu erzeugen. Wird das Saatgut selbst gewonnen, so empfiehlt es sich, mehr Pflanzen heranzuziehen, als gebraucht werden und später alle auszulesen, die nicht in das Erscheinungsbild passen. Oder man macht aus der Not eine Tugend und pflanzt mehrere Sommerblumenarten durcheinander, so daß die eigentlich unbrauchbaren Exemplare nicht weiter auffallen. Das macht rein optisch aber auch nicht den besten Eindruck, weswegen hier die erste Methode empfohlen wird.

Eine weitere Variante ist die Stecklingsvermehrung. Das gelingt bei einigen Sommerblumen, wie Fleißiges Lieschen oder Leberbalsam. Hierbei erhält man keine Spaltprodukte, wie bei der Vermehrung durch Samen, sondern einheitliche Nachkommen der Sorte.

An dieser Stelle sei noch einmal darauf hingewiesen, daß viele Sorten gesetzlich geschützt sind und nicht so ohne weiteres vermehrt werden dürfen. Die meisten Züchtungen, die im Speziellen Teil dieses Buches empfohlen werden, unterliegen diesem Sortenschutz.

Wer also den gesetzlichen Schutz achtet und trotzdem auf die Vorzüge einer modernen Sommerblumensorte nicht verzichten möchte, kann sich das Saatgut kaufen. Der Fachhandel bietet von Februar bis Mai mehrere Sorten für jede Sommerblumenart in verschiedenen Preisklassen an. Billigangebote im branchenfremden Handel (Lebensmittelketten, Drogerien, Baumärkte usw.) sollten gemieden werden. Der Samen ist meist alt, die Züchtung eine gärtnerische Meisterleistung des 19. Jahrhunderts und in den Tüten ist nicht viel drin.

Seriöse Anbieter führen stets ein preiswertes Grundsortiment und ein etwas teureres Angebot an Hybridsorten. Hin und wieder lohnt es sich, das dreifache auszugeben und dafür Pflanzen mit besserem Wuchs und schöneren Blüten heranzuziehen. Aber das sei jedem selbst überlassen.

Beim Einsammeln der Samen muß auf die richtige Reife geachtet werden. Kommt man zu früh, sind die Körner noch nicht ausgereift und es keimen zur Aussaatzeit nur wenige, schwache Pflänzchen. Ist man zu spät dran, sind die Samen womöglich schon von selbst ausgefallen. Daher muß der Reifegrad ständig kontrolliert werden.

Es sei darauf hingewiesen, daß die Sommerblumen im Blütenflor nachlassen, wenn man die Samenstände ausreifen läßt. Nach dem Sammeln müssen die Samen etwa 8 Wochen in einem offenen Gefäß trocknen, wobei sie vor Sonneneinstrahlung geschützt werden. Hernach wird die Saat von Resten der Früchte, Haaren und Ähnlichem gereinigt und kühl und dunkel aufbewahrt.

Einige Sommerblumenarten, wie Pelargonien oder Fuchsien, werden ausschließlich über Stecklinge vermehrt. Dazu sucht man sich schon im Sommer die entsprechenden Pflanzen aus und steckt ihnen ein Etikett, auf dem die Blütenfarbe vermerkt ist, bei.

Im Herbst werden die Mutterpflanzen noch vor dem ersten Frost eingeräumt. Müssen sie ausgegraben werden, so gibt man ihnen einen Topf, der etwas größer ist, als der Wurzelballen und frische Erde. Pflanzen, die über Sommer im Topf oder Kübel gehalten wurden, werden aus diesem herausgenommen. Ist der Ballen zu stark durchwurzelt, bekommen sie einen größeren Topf und ebenfalls frische Erde.

Nun werden alle alten Blüten, Blätter und trockenen Triebe herausgebrochen, besser aber geschnitten. Diese wichtige Hygienemaßnahme muß vorsichtig erfolgen, damit die wertvollen Triebspitzen nicht abbrechen. Speziell Pelargonien sind sehr bruchanfällig.

An einem hellen und mäßig warmen Platz (5-12°C) sind die Töpfe gut aufgehoben. Der Keller ist als Unterbringungsort völlig ungeeignet. Je mehr Licht den Mutterpflanzen zur Verfügung steht, umso höher ist die Chance, daß die gewonnenen Stecklinge auch anwachsen.

Je nach den Möglichkeiten, die der Einzelne zur Verfügung hat, kann die Vermehrung im September oder ab Anfang Februar erfolgen. Auf erstere Variante sollten alle diejenigen zurückgreifen, die im Winter keinen geeigneten Standort mit ausreichend Licht und Wärme zur Verfügung haben. Dieser frühe Vermehrungstermin hat jedoch den Nachteil, daß die Pflänzchen mehr Aufwand und Pflege erfordern und schwieriger in eine ansprechende Form zu bringen sind. Dagegen wachsen Stecklinge, die ab Januar/Februar gewonnen werden, nicht so erfolgreich an.

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