Alles, was eine Pflanze braucht

In diesem Kapitel informiere ich über ein paar Grundlagen, sozusagen dasgärtnerische Handwerkszeug. Die Kenntnis dieser ist, neben der Liebe zur Pflanze und den richtigen Bedingungen, Voraussetzung, wenn die Anzucht von Sommerblumen erfolgreich sein soll.

Lights off ? Spot on !

Ausreichend Licht ist im Januar/Februar, also in der Zeit, in der die Sommerblumen herangezogen werden, ein kostbares Gut. Wer kann sich schon so glücklich schätzen und einen Wintergarten oder ein heizbares Gewächshaus sein Eigen nennen ? Die meisten Hobbygärtner müssen sich damit begnügen, eine Fensterbank zur Anzucht freizuräumen.

Jedoch sind nur die größeren Fenster, ab 1m Höhe und 70cm Breite in Süd- oder Westlage wirklich geeignet. Der Keller ist zwar ein beliebter Ort, um Pflanzen unterzubringen, aber auf gar keinen Fall dafür verwendbar.

Die Qualität des Lichtes entscheidet über Erfolg oder Mißerfolg. Vom Licht hängt die Wirkung von Temperatur und Wasserversorgung ab. Nur wenn diese Faktoren einen harmonischen Dreiklang bilden, wird dem Gärtner Erfolg beschieden sein.

So führt zu wenig Licht, aber Temperaturen um 20°C beispielsweise dazu, daß Sämlinge zu 'Zwirnsfäden' werden. Das bedeutet, daß sich die kleine Pflanze zu stark nach dem Lichte streckt, später umfällt und nie zu einer ordentlichen Sommerblume heranwachsen kann.

Die Pflänzchen bleiben bei Lichtmangel schwach und das begünstigt wiederum Vermehrungskrankheiten. Das sind meist Pilze, die innerhalb weniger Tage die gesamte Aussaat oder den Stecklingsbestand vernichten können.

Werden Stecklinge warm, aber zu dunkel aufgestellt, wachsen sie nicht an, sondern verzehren ihre Reserven. Die Blätter werden trocken und fallen ab.

Steht nun also zu wenig Licht zur Verfügung, läßt sich mit einfachen Mitteln Abhilfe schaffen. Man kann über der Aussaat oder den Stecklingen eine Lichtquelle, z.B. eine Schreibtischleuchte, installieren, die an dunklen und trüben Tagen im Februar und März eingeschaltet wird. Verwendet man dazu eine Glühlampe, so ist auf ausreichend Abstand zu achten, damit die Pflänzchen nicht verbrennen.

Wer zu dunkle Fensterbänke hat, aber sich die Stromkosten ersparen möchte, der warte mit der Vermehrung bis Anfang/Mitte März. Die Blüte setzt dann zwar erst im Sommer ein, dafür erhält man jedoch gesunde Pflanzen. Einige Sommerblumenarten werden ohnehin erst im März gesät.

Pflanzenkinder brauchen Wärme

Ebenso wichtig, wie ausreichend Licht, ist die richtige Temperaturführung. Damit eine Aussaat erfolgreich und schnell keimt, sollte die Umgebungstemperatur zwischen 18 und 20°C liegen. In der Nacht kann sie auf 15°C absinken. Soviel zur Theorie. Nun sind moderne Heizanlagen in Wohnhäusern aber so gebaut, daß sie nachts abschalten, um Energie und Geld zu sparen und das ist auch gut so.

Häufige Temperaturschwankungen oder niedrige Tagestemperaturen verzögern die Keimung. Das kann zur Folge haben, daß weniger Samen keimen oder daß die bereits benannten Vermehrungspilze verstärkt auftreten. In Wohnungen, die erst abends beheizt werden, wird das Ergebnis daher schlechter ausfallen.

Stecklinge nehmen es mit der Temperatur noch genauer. Hier muß das Vermehrungssubstrat tagsüber 18 - 20°C haben. Ein Steckling ist ja nur ein abgeschnittener Pflanzenteil, der nicht lange Zeit hat, um Wurzeln zu bilden.

Generell gilt: Je weniger Licht, desto niedriger muß die Temperatur sein und wenn es kühl ist, darf auch nicht viel gegossen werden. Es ist jedoch zu beachten, daß solche Bedingungen die Ausnahme bleiben müssen, wenn man sich im Sommer am üppigen Flor der Sommerblumen erfreuen möchte.

Viel hilft viel ???

Die Frage nach der richtigen Wasserversorgung wird häufig gestellt. Sie ist so pauschal, wie zweimal wöchentlich nicht zu beantworten.

Saat- und Stecklingskästen dürfen nicht vollständig austrocknen, aber auch nicht naß sein. Keinesfalls darf das Wasser darin stehen, auch nicht im Untersatz. Stehendes Wasser macht das Vermehrungssubstrat kalt und erstickt Samen und Stecklinge.

Am besten prüft man den Feuchtigkeitsgehalt der Erde mit dem Finger und entscheidet dann, ob zu gießen ist, oder nicht.

Das Gießen von Stecklingen erfolgt sehr vorsichtig. In Stecklingskisten wird nur die Erde und niemals die Pflanzen befeuchtet. Das geht am besten mit einem kurzen Tauchbad, bei dem das Gefäß kurzzeitig in eine flache Schale mit Wasser gestellt wird. Die Erde kann so von unten das Wasser aufsaugen. Gehen nämlich die Stecklinge naß in die Nacht, weil sie von oben gegossen wurden, ist es möglich, daß sich der Gartenfreund von der ungeheuren Zerstörungskraft des Grauschimmelpilzes (Botrytis-Arten) überzeugen kann.

Saatkästen werden so behutsam gegossen, daß die Erde nicht weggeschwemmt wird. Das ist vor allem bei Feinaussaaten und Lichtkeimern sehr wichtig. das Gießwasser läßt man wenige Stunden in der Kanne stehen, bevor man es verwendet. Es sollte Zimmertemperatur haben. Auch bei Saatschalen ist ein kurzzeitiges Tauchbad zu empfehlen.

Das Beste ist gerade gut genug

Ein guter Hausgärtner gewinnt die Erde für seine Pflanzen selbst. Bei der Vermehrung sollte der Kompost jedoch nicht zum Einsatz kommen. Er enthält jede Menge Unkrautsamen, die meist eher auflaufen, als die Sommerblumen und diese dann überwuchern. Außerdem verschlämmt und verdichtet er beim Gießen, was jungen Sämlingen und Stecklingen das Leben schwer macht. Letztlich ist der Salz- und Nährstoffgehalt unbestimmt. So ist es angeraten, die Erde für die ersten 3-4 Lebensmonate der Pflanzen im Fachgeschäft zu kaufen.

Für die Vermehrung von Sommerblumen kommen Spezialsubstrate für die Aussaat oder für das Pikieren in Frage.

Qualität und Zusammensetzung sind wichtig für das Gelingen. Billigerden, die meist aus Müllkompost bestehen, sollten dabei gemieden werden. Sie sind eine oft eine Brutstätte bodenbürtiger Schaderreger, wie z.B. Trauermücken.

Um sicherzugehen, daß man das geeigneteste Produkt bekommt, frage man nach Erden, die Weißtorf und Ton, sowie Zuschlagstoffe, z.B. Laubkompost oder Reisspelzen (Rezeptur von Prof. Fruhstorfer) enthalten. Es gibt inzwischen auch sehr gute torffreie Substrate, auch wenn sich Torf nicht wirklich ersetzen läßt. Den finanziellen Mehraufwand gegenüber Billigangeboten wird der aufmerksame Gärtner sehr bald ob der vielen Vorteile und des sich einstellenden Erfolges vergessen haben.

Für jeden der richtige Pott

Weit verbreitet ist die Unsitte, in große Blumentöpfe auszusäen. Dabei kann man sich kaum etwas Unvorteilhafteres vorstellen ! Ein Blumentopf enthält zu viel Erde, die nicht durchwurzelt wird. Durch das ständige Feuchthalten entsteht mit der Zeit eine saure Bodenreaktion, die den Sämlingen das Fortkommen erschwert. Außerdem begünstigt sie die Ausbreitung von Vermehrungskrankheiten. Zum anderen erwärmt sich die viele Erde im Topf zu langsam. Steht dieser dann noch in einem wassergefüllten Untersatz, ist der Totalausfall vorprogrammiert.

Daher wird, mit Ausnahme einiger weniger Arten, die die Direktsaat in 9cm-Töpfe verlangen, ausschließlich in flache Schalen oder Kästen mit Abzugslöchern gesät und gesteckt. Gesprungene oder sonstwie beschädigte Gefäße sind zu verwerfen, da die Samen mit dem Gießwasser herausgespült werden können.

Die Schalen oder Kästen dürfen keineswegs aus Holz bestehen, sondern sollten aus Ton oder Plastik gefertigt sein. Im Holz fühlen sich Krankheitserreger sehr wohl und warten auf die leichte Beute, die ihnen unsere Aussaat oder Stecklingsvermehrung beschert.

Stecklinge können auch in kleine Töpfe oder Multilochpaletten (4-6cm Durchmesser) gesteckt werden.

Nützliche Helfer

Viele Gartenfreunde meiden Pflanzenschutz- und Düngemittel. Allein schon die Begriffe haben für sie einen negativen Klang. Jedoch sind sie nicht völlig zu verwerfen. Man denke nur daran, daß auch Rapsöllösung, gegen Läuse eingesetzt, ein Pflanzenschutzmittel ist.

Um unseren Sämlingen das Fortkommen enorm zu erleichtern, gibt es ein Präparat, das auf natürlichem Wege aus Eiweiß gewonnen wird. Das Mittel nennt sich Vitanal 1 und sollte vom Gartenfachhändler oder dem ortsansässigen Gärtner beschafft werden können.

Es hilft dem Sämling, sich in den ersten Lebenstagen zu kräftigen und schnell starke Wurzeln auszubilden. Schon bei einmaliger 0,2%-iger Anwendung (20g/10l Wasser) ist der Fortschritt nach 4-5 Tagen deutlich zu sehen.

Für die erfolgreiche Bewurzelung von Stecklingen kann Vitanal 1 ebenfalls verwendet werden. Dazu gießt man dreimal im Abstand von 14 Tagen eine ebenfalls 0,2%-ige Lösung. Statt dieses Präparates kann für die Stecklingsbewurzelung auch ein handlesübliches Bewurzelungspulver verwendet werden, wenn auch nicht mit demselben Erfolg.

Wer ganz auf den Einsatz von Mitteln zur Wurzelbildung verzichten möchte, der muß (zumindest bei Stecklingen) mit hohen Ausfällen rechnen.

Um in den Wintermonaten die Ausbreitung von Vermehrungspilzen zu reduzieren, gibt es im Handel Gießmittel, die vor der Aussaat oder nach dem Stecken ausgebracht werden. Solche Präparate gibt es von vielen Herstellern in unterschiedlicher Qualität und sie sind sehr teuer. Hier läßt man sich am besten vom Fachhändler beraten.

Nur wer für seine Aussaaten und Stecklinge die besten Bedingungen schaffen kann, mag auch auf den Einsatz verzichten. Man sollte aber daran denken, daß Vermehrungspilze immer den Erfolg verderben können. Der Befallsdruck wird durch den Mitteleinsatz deutlich vermindert, aber nicht ausgeschlossen.

Wenn die Jungpflanzen langsam erwachsen werden, benötigen sie hin und wieder eine Düngergabe. Solange sie noch in Töpfen oder Schalen stehen, verwendet man Flüssigdünger. Dieser wird im Handel in riesiger Auswahl angeboten. Es ist empfehlenswert, nicht zum billigsten, aber auch nicht zum teuersten Dünger zu greifen, sondern ein Markenprodukt aus der Mitte auszuwählen.

Billige Erzeugnisse sind oft sehr salzhaltig, was unseren noch jungen Pflanzen gar nicht gut bekommt. Vielfach benötigt man auch mehr Dünger je Gießkanne, als bei Markenprodukten. So kann der Billigkauf am Ende doch teuer werden.

Es kommen nur Präparate in den Einkaufskorb, auf deren Verpackung das Nährstoffverhältnis angezeigt wird. Das kann z.B. so aussehen: N (Stickstoff): 8% , P (Phosphor): 8% , K (Kalium): 6 % oder N:P:K = 8:8:6. Ist das nicht vermerkt, lassen wir von diesen undefinierbaren Chemikalien tunlichst die Finger.

Für halbwüchsige Pflanzen ist ein stickstoff- und kaliumbetonter Dünger am geeignetsten. Das bedeutet, daß der Anteil an N und K etwa gleichauf liegen sollte, der Wert für Phosphor aber darunter. Ein Beispiel: N:P:K=16:11:16.

Die Dosierung der Dünger ist bei jedem Produkt unterschiedlich und daher der Anweisung auf der Verpackung zu entnehmen. Es ist wichtig, diese Dosierhinweise genau einzuhalten. Die rein gefühlsmäßige Zugabe von Dünger zum Gießwasser ist zwar weit verbreitet, aber ebenso gefährlich. Entweder ist es zuviel, dann verbrennen die Pflanzen, oder zu wenig, dann hungern sie weiter.

Ab Anfang April wird einmal wöchentlich gedüngt.

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